Man schrieb das Jahr 1952. Sieben Jahre vorher war ein unseliger Krieg zu Ende gegangen. Die Bundesrepublik war erst 3 Jahre jung. Da fanden sich 60
tatkräftige Männer aus dem westlichen Stadtteil unserer Stadt, der Siedlung und gründeten im Lokal Elkmann am 5. 10. 1952 unseren jetzigen Verein. Die Gründungsversammlung wurde von dem späteren
Vorsitzenden Peter Lenz geleitet. Zwar gab es in der damaligen Stadt Burgsteinfurt bereits 6 Schützenvereine mit mehr oder weniger alter Schützentradition, aber bedingt durch den Neubau vieler
Eigenheime in der Vor- und Nachkriegszeit auf der bisher nur landwirtschaftlich genutzten Fläche, sowie durch die isolierte Wohnlage, drängte es die Bürger zu einem Zusammenschluss von
Gleichgesinnten.
Einen wesentlichen Anstoß gaben auch die Mitglieder des erfolgreichen Siedlervereins. Der Wille der Gründer ging davon aus, einen Verein ins Leben zu berufen, der mehr
Möglichkeiten bot als nur ein Schützenverein. Vielleicht waren auch die Wunden des Krieges noch zu frisch, man konnte sich an einem sportlichen Schießen noch nicht so recht erfreuen. Das Schießen
mit Kleinkalibergewehren war ohnehin noch untersagt. Man überlegte, dass im Rahmen eines Geselligkeitsvereins eine breite Palette von Veranstaltungen angeboten werden und die Interessen der
Bürger am besten vertreten werden könnte.
Nach ausreichender Diskussion einigte man sich und bildete einen Schützen- und Geselligkeitsverein. Der 1. Vorstand wurde gewählt. Bereits auf der zweiten Versammlung am
1.11.1952 wurde vom Vorstand eine Satzung vorgelegt und von der Versammlung genehmigt. Damit war die Arbeitsgrundlage des Vereins festgelegt.
Gleichzeitig wählte man “GrünWeiß” als Vereinsfarben und bestimmte den Vereinsbezirk. Die Namensnennung war eine weitere
wichtige Entscheidung, zumal doch der Name später einmal die Stadtteilbezeichnung abgeben konnte.
Von vier Vorschlägen, Rottor, Ludwigsdorf, Eintracht und Friedenau, blieb Friedenau durch Abstimmung Sieger.
Nicht unbedeutend war die Wahl des Festausschusses. Keiner dieser Männer konnte voraussehen, was an Arbeit auf sie zukam. Es galt Feste
vorzubereiten, Initiativen sollten entwickelt und in die Tat umgesetzt werden, mit den Mitgliedern sollten gute Kontakte gepflegt, Beiträge mussten kassiert werden. Durch ein gutes
Vertrauensverhältnis zum Vorstand verlief alles sehr erfolgreich, so dass der Name Friedenau bald einen guten Klang bekam und weit über unsere Stadt hinaus bekannt
wurde.
Zu einer ersten Veranstaltung verhalfen uns am 17. 1. 1953 die Freunde vom Gartenbauverein mit einem Lichtbildervortrag. Im Februar 1953 fand im
Parkhotel Möller die erste Karnevalsfeier statt.
Es folgte das erste Osterfeuer; ein uralter westfälischer Brauch lebte in unserer Stadt wieder auf.
Am 13. 6. 1953 fand auf dem Hofe Lünnemann-Flögemann die Gründungsfeier und im nahe gelegenen Rottmannsbusch das erste Königsschießen auf einen Vogel statt. Mit einem
Luftgewehr wurde solange auf Glühbirnen geschossen, bis der letzte Faden von dem Kranz abriss und der Vogel fiel.
Wilhelm Nibberig von der Kulenburg errang die Königswürde und wurde von dem 1. Vorsitzenden Peter Lenz vor einer großen Zuschauerkulisse zum 1. König
der Friedenauer gekrönt.
Das erste Schützenfest wurde eine gelungene Sache, die Feuertaufe war überstanden.
Von Veranstaltung zu Veranstaltung wuchs das Interesse an unserem Verein. Neue Mitglieder wurden gewonnen und immer mehr Gäste besuchten uns. Die gesellschaftliche und
kulturelle Bedeutung des Vereins für den Stadtteil wuchs stetig.
Der Wunsch nach einer Vereinsfahne kam auf. Spontan nahm sich der Schützenbruder Erich Ebbing der Aufgabe an und ging als Bittsteller zu Firmen, Geschäftsinhabern und Freunden. Recht bald hatte er den notwendigen Geldbetrag zusammen und der Auftrag zur Erstellung der Fahne konnte erfolgen.
Fräulein Advena aus Borghorst schuf eine hervorragende Fahne mit den beidseitigen Motiven. Bereits beim zweiten Schützenfest 1954 konnte die Fahnenweihe
stattfinden. Der stellvertretende Bürgermeister, Hermann Kaul, nahm die Weihe im Kreise aller Burgsteinfurter Schützenfahnen vor.
Königsbälle, sowie Oktoberfeste und Kinderfeste wurden in das Vereinsprogramm aufgenommen. 1955 wurde das erste Karnevalsfest im Ludwigshaus gefeiert. Bis heute sind dort
viele Veranstaltungen über die Bühne gerollt. Im gleichen Jahr wurde im Rottmannsbusch auch ein fester Schießstand gebaut. Schießmeister Wilhelm Grün und das
Mitglied Andreas Stauvermann leisteten gute Arbeit. Nun konnte dem Schützenvogel mit dem Kleinkalibergewehr der Garaus gemacht werden. Drei Jahre lang feierte der
Verein
sein Fest auf dem Hof Lünnemann, dann wurde es dort zu eng. Die Stadt stellte den
heutigen Schützenfestplatz an der Fußgängerbrücke in der Friedenau zur Verfügung. Nach einigen Gewitterstürmen beim Königsschießen und wegen neuer
Sicherheitsauflagen wurde ein neuer Schießstand erforderlich, der seinen Platz auf dem Schützenfestplatz fand. Nun waren Festzelt und Schießstand unmittelbar beieinander. Regen und Gewitter
konnten uns nicht mehr viel anhaben.
Neben den schönen Festen fanden noch viele kleine Begebenheiten statt. Das Tanzen unter den Straßenlaternen, das Schinkenbrotessen und das Trinken eines guten Tropfens aus
den Privatkellern sorgen für noch nette schöne Stunden der Geselligkeit nach einer Schützenfestfeier.
Erfreulich waren die Abende, die dem Nikolausbesuch vorangingen. Gebratenes “SchwarzWeiß” und “Haustrunk” sorgten für gute Stimmung.
Dem Wunsche des Schützenbruders Oertel nach einem vereinseigenen Spielmannszug wurde am 23. 4. 1955 entsprochen und “Vati” Hilge sorgte für eine gekonnte
Ausbildung.
1955 wurde eine weitere Attraktion eingeführt. Wenn das Schützenfest gelaufen war, wurde am Dienstag danach der Festplatz gesäubert. Nach getaner Arbeit
sprach man über das verlaufene Fest. Wie könnte es anders sein, wurde auch noch ein guter Tropfen genossen. Aktive, die besonders fleißig waren, sollten kurz geehrt werden.
Hierbei kam die Idee des Strumpelkönigs auf. Eine ehemalige Ziegenkette musste her, die von den jeweiligen Strumpelkönigen mit Schildern behangen wurde, aus denen
gleichzeitig der Berufsstand ersichtlich war. Diese handwerklich gefertigten Zeichen trugen dazu bei, dass die Kette heute einen ansehnlichen Liebhaberwert besitzt. Noch heute ist der Brauch des
Strumpelkönigs fester Bestand unseres Schützenfestes.
Zu Höhepunkten im Vereinsleben gehören Spielmannszugtreffen, Kreismeisterschaften in Luftgewehrschießen, Teilnahme an Rosenmontagszügen in Münster mit Wagen.
1973 startete man den ersten Kinderkarnevalszug. Unvergeßlich sind die Blumenkorsos der Jahre 1958 bis 1960. Schade eigentlich, daß durch ein Unwetter die werbewirksamen Veranstaltungen nicht beibehalten werden konnten.
Das jährlich stattfindende Erntedankfest mit Lampionzug, Wasserspielen und Feuerwerk zieht immer besonders viele Besucher aus der ganzen Stadt heran.
Auch die Unterstützung des Vereins bei der Entstehung der Tiggelseeanlage war beachtlich. 30 Ruhebänke wurden aufgestellt; ein Kinderspielplatz wurde eingerichtet.
In der vielhundertjährigen Geschichte des Schützenwesens in Burgsteinfurt darf die Bildung der Interessengemeinschaft aller Burgsteinfurter Schützenvereine im Jahre 1970 als ein herausragendes Ereignis angesehen werden. Das erstmals durchgeführte Kaiserschießen am Bierbrunnen war ein so großer Erfolg, dass es alle 5 Jahre wiederholt wird.
Unser Verein nahm aktiv hieran teil und stellte u. a. den 1. Vorsitzenden und den Gambrinus.
Die Stadt Burgsteinfurt dankte in einem besonderen Brief für diese gelungene Großveranstaltung, die weit über die engen heimatlichen Grenzen hinaus
großes Interesse und eine ungeahnte Beteiligung gefunden hatte. Dank und Anerkennung wurde ausgesprochen.
Im Jahre 1975 wiederholte sich das Kaiserschließen. Ferner konnte eine Abordnung bei dieser Veranstaltung aus der Patenstadt Liedekerke (Belgien) begrüßt
werden.
Die Teilnahme an weiteren Gemeinschaftsveranstaltungen, wie z. B. das Hallenbadförderfest, folgten. Aktiv wurde von unserem Verein auch der Stadtnikolaus unterstützt. 25
Jahre leistete der Verein in dieser Stadt seinen erfolgreichen Beitrag auf gesellschaftlichem und kulturellem Gebiet. Er hofft, auch für die Zukunft ein breit gefächertes Angebot von
Freizeitgestaltungsmöglichkeiten anbieten zu können, welches intensiviert werden könnte durch ein eigenes Vereinshaus oder eine Mehrzweckhalle in der Friedenau.